Dienstag, 2. Oktober 2012

Wie die PR-Logik die Diskussion über Bilder von Kriegen und Konflikten überlagert


Gedanken zu einem zentralen Feld der Diskussion um Kriege und Konflikte, ihre visuelle Darstellung und das vermeintliche Aufkommen von Bilder-Kriegen im 20. Jahrhundert.

Im Grunde ist es doch eine simple Gleichung: Wenn ich moralisch einwandfrei und integer handele, dann muss ich Bilder, welche die Konsequenzen dieses Handelns zeigen nicht fürchten. Oder? Soweit so gut. Warum ist dann in der Diskussion über Bilder von Kriegen und Konflikten immer wieder die Rede davon, dass Bilder Waffen in den Händen des Gegners sein können, dass der Zugang zu den militärischen Auseinandersetzungen beschränkt werden muss? Lassen wir mal die Bilder, welche von terroristischen Gruppierungen inszeniert werden weg, und widmen uns den Kriegen der westlichen Mächte im letzten Jahrzehnt, dem Irak-Krieg, dem Afghanistan-Krieg oder dem Gaza-Krieg. Was haben die US-Army, die israelische Armee, oder die NATO-Verbündeten zu fürchten, wenn Bilder von Opfern ihrer Kriege gezeigt werden? Wenn der Einsatz gerechtfertigt ist, wenn den beteiligten Nationen und den Familien der Angehörigen die Risiken und Gefahren bewusst sind, werden sie doch auch sicher mit den Opfern von Kriegen umgehen können. Oder? Und falls nicht, werden sie vielleicht den Krieg in Frage stellen, seine Logik und seine (menschlichen) Kosten und Alternativen fordern. Aber wäre das so schlimm? Genau das ist es, was die Militärs fürchten. Deshalb, deklarieren sie Bilder zu Waffen, da es ihre Logik der militärischen Konfliktlösung in Gefahr bringen könnte. Und aus der Perspektive einer Public-Relation Kampagne, die heute immer Teil moderner Feldzüge ist, erscheint es natürlich ebenfalls verheerend, wenn Bilder die negativen Folgen des Handelns eines Akteurs zeigt, von dem eigentlich ein moralisch-integres Image kreiert werden soll. Aber sind (Foto-) Journalisten, die dieses Image in Frage ziehen, die durch ihre Bilder und Berichterstattung ein anderes Bild zeichnen, gleich Feinde? Muss ich sie von Schlachtfeld verbannen? In keinem Fall. Sie decken auf, was Alltag des Krieges und seine Konsequenzen sind. Nicht die Bilder töten, sondern die Waffen und der Alltag des Krieges. Die Informationen  der Journalisten sind wichtig, damit sich die Menschen ein Bild machen und eine Meinung bilden können. Bilder als Waffen zu bezeichnen, dient ausschließlich den Interessen der militärischen und den sie mandatierenden Akteure und sollte weder in den journalistischen noch in den alltäglichen Sprachgebrauch übergehen.

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