Freitag, 18. Juli 2014

Aktuelle Literatur über Fotojournalismus


Im Rahmen der Wiederaufnahme meiner Recherchen über Fotojournalismus und Kriegsfotografie bin ich den vergangenen Wochen auf verschiedene sehr interessante und aussagekräftige wissenschaftliche Artikel zum Thema gestoßen. Einige davon möchte ich im Folgenden kurz vorstellen. Nur ein Teil der Artikel ist dabei frei zugänglich. Andere sind nur über gut bestückte wissenschaftliche Bibliotheken in gedruckter oder zum Teil in digitaler Form sowie zum Kauf bei den entsprechenden Verlagen erhältlich. Mir ist es trotz der erschwerten Zugänge wichtig diese zu erwähnen, da sie für eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema von großer Bedeutung sind.

In einem feuilletonartigen Artikel für das Magazin Fotogeschichte setzt sich Agnes Matthias mit dem Verhältnis von künstlerischen und journalistischen Positionen im Fotojournalismus auseinander. Dabei geht es vor allem um die Diskursverschiebung die mit einer Verschiebung journalistischer Bilder aus einem pressefotografischen Kontext in einem musealen Kunstkontext einhergeht. Sie geht dabei auf zeitgenössische Arbeiten von James Nachtwey, Luc Delahaye und Paul Seawrigth ein.

Matthias, Agnes (2004): Die Fotografie, der Krieg und das Feuilleton, in: Fotogeschichte, Jahrgang 24, Heft 94, S. 43 – 55.

Mit Fragen der Ethik und den Facetten professioneller Integrität im Fotojournalismus befasst sich der kanadische Historiker Vincent Lavoie. Er ist Autor des leider bisher nur auf Französisch erschienenen Bandes „Photojournalismes“ und schreibt regelmäßig für die französische Zeitschrift „études photographiques“. Dieser Artikel ist einer der wenigen auf Englisch verfügbaren Texte der Zeitschrift.

Lavoie, Vincent (2010) "Photojournalistic Integrity - Codes of Conduct, Professional Ethics, and the Moral Definition of Press Photography." études photographiques 26.
http://etudesphotographiques.revues.org/3462

Über einen Vortrag auf der Konferenz „Image Operations“ dieses Frühjahr in Berlin bin ich auf die Forschungstätigkeit von Zeynep Günsel aufmerksam geworden. Sie untersucht das Berufsfeld des Fotojournalismus aus der Perspektive der Medienethnologie und –anthropologie. Für diesen Artikel hat sie mehrere Wochen bei der zentralen Bildredaktion der französischen Nachrichtenagentur Agence France Presse (AFP) recherchiert und beschreibt die Routinen der Bildauswahl die dort vorherrschen.

Gürsel, Zeynep Devrim (2012): "The politics of wire service photography: Infrastructures of representation in a digital newsroom." AMERICAN ETHNOLOGIST 39 (1):  71–89.
http://americanethnologist.org/2012/wire-service-photography-digital-newsroom/

In einem von der World Press Photo Academy in Amsterdam und der Fotofederatie in den Niederlanden finanzierten Rechercheprojekt ist der amerikanische Medienwissenschaftler und Fotografietheoretiker David Campbell dem „Visual Storytelling“ auf den Grund gegangen.

Campbell, David (2013). Visual Storytelling in the Age of Post-Industrialist Journalism. Amsterdam, World Press Photo Academy.
http://www.worldpressphoto.org/multimedia-research

Dem Wesen der sogenannten „Editorial Photography“ geht die australische Journalismusforscherin Louise Grayson auf den Grund. Sie verfügt neben ihrer akademischen Laufbahn über eigene Erfahrungen als Journalistin und Dokumentarfotografin.

Grayson, Louise (2013): "Editorial Photographs and Patterns of Practice." Journalism Practice 7 (3):  S. 314 - 328.

Zwei relativ aktuelle und sehr umfassende Artikel über die Geschichte der Kriegsfotografie stammen von Lilie Chouliaraki und Michael Griffin. Chouliaraki setzt sich in ihrem Essay mit Fragen nach der Humanität der Kriegsdarstellung und dem Zeigen von Leid auseinander während Griffin sich mit dem Mythos des Vietnam-Kriegs und seinen Folgen auf die fotografische Dokumentation des Irak- und des Afghanistankrieges beschäftigt.

Chouliaraki, Lilie (2013): "The humanity of war: iconic photojournalism of the battlefield, 1914-2012." Visual Communication 12 (3):  S. 315 - 340.
Griffin, Michael (2010): "Media images of war." Media, War & Conflict 3 (1):  7–41.

Diese Liste ließe sich fortsetzen. Über den Austausch und Hinweise zu weitere interessanten Artikeln über die Kommentarfunktion freue ich mich.

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